
Das (un)gewöhnliche Leben eines Deutschen als buddhistischer Mönch in Thailand
Der deutsche Mönch Inggo vor dem Wat Asokaram
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Michael Mannheimer (Text und Fotos)
Wat Asokaram, Thailand, Mai 1999
Der Mann darf wahrhaftig nicht viel. Beten ja, auch meditieren, und auch das „Chanten„, eine Art Sprechgesang, gehören zum täglichen Programm. Darüber hinaus jedoch bleibt nicht mehr viel übrig, womit er seine langen Tage verbringen könnte. Zeitunglesen, Gartenarbeit, Kochen, Radio hören, Hobbies wie Malen, Musizieren oder Singen gar….strikt verboten, undenkbar, vom Kodex seines Dhammayut-Ordens, einem besonders strengen Zweig des thailändischen Theravada-Buddhismus, untersagt. Alle diese Betätigungen gelten als „häßlich“, da sie vom eigentlichen und einzigen Ziel ablenken, für das ein Mönch sein Leben gewidmet hat: Konzentration auf die Lehre Buddhas mit der Aussicht, baldmöglichst aus dem Kreislauf des ewigen Wiedergeborenwedens auszuscheren und im Nirvana aufzugehen.
Doch all diese schwer vorstellbaren Beschränkungen hindern den Münchner Inggo, 55, in keinster Weise daran, immer wieder zu lächeln. In seinem Gesicht spiegelt sich eine Fröhlichkeit und Unbeschwertheit, wie man bei Westlern selten findet. Wat Asokaram
Seit 1994 lebt er als Mönch unter dem Ordensnamen Dhammigo im Wat Asokaram, einem buddhistischen Kloster, das etwa eineinhalb Stunden südlich von Bangkok, idyllisch inmitten eines natürlichen Mangrovenwaldes, direkt an der Küste zum thailändischen Golf liegt. Über vierzig zum Teil geschützte Vogelarten haben hier ihre Brutstätten. Unzählige Amphibien, Insekten und sonstiges Kleingetier tummeln sich im salzigen Brackwasser, zwischen den Ästen und stelzenförmigen Wurzeln der Mangrovenbäume. Nicht zu vergessen die Millionen Mosquitos, die hier in den Sümpfen geradezu ideale Brutbedingungen vorfinden und in schöner Regelmäßigkeit bei Sonnenuntergang ausschwärmen, um ihrem lästig-blutigen Gewerbe nachzugehen.
Aber man trifft auch auf größeres Kaliber an Getier. Auf dem Weg zu seiner Hütte stolpere ich beinahe über einen zwei Meter langen Waran (Foto links), der in der Mittagshitze im Schatten eines Baumes mitten auf dem Weg döste.
Inggo sitzt vor seiner Hütte auf einer steinerenen Bank, vertieft in ein Gespräch mit einem jungen Ordensbruder. Als „Phra Farang“, weißer Mönch, wie die aus dem Westen stammenden Mönche in Thailand heißen, fällt er sofort auf. Seine feinen, scharf geschnittenen Gesichtszüge verraten den Intellektuellen, Sensiblen, den Vergeistigten, noch bevor ich ein Wort mit ihm gewechselt habe. Mein Besuch kommt für ihn überraschend. Ich habe mich nicht angemeldet, bin lediglich einem vagen Hinweis eines in Thailand lebenden Schweizers nachgegangen, der von einem deutschen Mönch in einem Wat Asokaram gehört haben wollte. Das war alles.
Ich stelle mich auf Deutsch vor, was ihn sogleich aufhorchen läßt. Nicht alle Tage findet ein Weißer den Weg zu diesem relativ unbekannten Kloster, fernab der sonst üblichen touristischen Trampelpfade, verirrt sich gar in die Wohnsiedlungen der Mönche und spricht ihn direkt in seiner Muttersprache an.
Inggo empfängt mich warmherzig und interessiert zugleich, und als ich ihm als Grund für meinen Besuch meinen Wunsch nenne, einen Beitrag über ihn schreiben zu wollen, willigt er nach kurzem Überlegen ein. Er verabschiedet sich höflich von seinem Gast und bietet mir ein Glas Wasser an, was ich angesichts der bleiernen Hitze nur allzu gerne annehme. Foto links: Inggo vor seiner „Kuti“
Noch unter dem frischen Eindruck meines Beinahe-Zusammenstoßes mit dem Waran spreche ich ihn auf das Reptil an. Als er sich meine Geschichte angehört hat, schmunzelt er und meint, er würde diese Tiere gar nicht mehr wahrnehmen, so häufig liefen sie ihm über den Weg. Das Kloster liege eben nun mal in einem kleinen Naturparadies, einem „Biotop“, wie er es häufig und nicht ohne Stolz nennt.
„Früher“, sagt Inggo, „als das Wat gegründet wurde vor vierzig Jahren, war hier an der Küste nichts, kein Haus weit und breit. Nur diese Mangrovenwälder. Dieses Wat ist mitten in diesem Gebiet gebaut worden – mit Schaufeln und bloßen Händen haben sie die Erde ausgehoben.“
Doch heute erstrecken sich bereits die ersten Fangarme des Molochs Bangkok in Form von Schnellstraßen, Restaurants und Neubausiedlungen bis in sichtbare Entfernung des ehemals verborgenen buddhistischen Klosters.
Warum unterzieht sich ein Deutscher dem monotonen und strengen Leben eines buddhistischen Mönches?
Alle üblichen Klischees vom verhaßten Chef etwa, der einen in die Kündigung trieb, oder vom ewig naßkalten Wetter Deutschlands, von Zivilisationsmüdigkeit oder von persönlichen Krisen, die ihn ein Leben im Schutz eines Klosters suchen ließen, laufen bei ihm ins Leere. Im Gegenteil, er war mit seinem Leben bisher im großen und ganzen stets zufrieden, ist sich auch keiner größeren vergangenen oder gegenwärtigen Krise bewußt. Mit zwölf Jahren widmete er sich bereits Yoga, und mit sechszehn Jahren, einem Alter, in welchen die meisten seiner Schulkameraden noch Bravo, Karl May oder Liebesromane lasen, begann er mit dem intensiven Studium buddhistischer Literatur. Da war niemand, der ihn dazu bewegt hätte, da gab es keinen Anstoß von außen, dessen er sich bewußt wäre. Der Wunsch dazu kam, wie er sagt, ausschließlich aus ihm selber.
„Wer einen spirituellen Hintergrund hat, für den ist es leichter, dieses Leben zu führen“,
gibt er zu verstehen und meint damit eine positive „karmische Rückwirkung“ aus seinen früheren Leben. Denn daß er schon mehrere Leben hinter sich hat, ist für ihn keine Glaubenssache, sondern absolute Gewißheit.
Der Buddhismus ist die friedlichste aller Religionen
Die Lehre Buddhas, dessen grundsätzliche Überlegungen zum Leiden der Menschen und die Überwindung des Leidens sowie die große Güte, die Buddhas Lehre kennzeichnet, hat ihn seit da nicht mehr losgelassen, wurde für ihn fortan zur manifest gewordenen Wahrheit. Er wußte, daß sein Leben zukünftig diese Lehre zum Inhalt haben würde, daß es darüber hinaus nichts wirklich Wichtiges, Bedeutendes mehr geben würde für ihn. Immer wieder trieb es ihn in den folgenden Jahren in die verschiedensten Klöster Südostasiens, besonders Thailands, bis er, immerhin bereits achtundvierzig Jahre alt, seine Zelte in Deutschland endgültig abbrach.
Über seine Vergangenheit ist so gut wie nichts zu erfahren. Nichts über seine Familie, seine Arbeit, nichts über seine bayerische Heimat, nichts darüber, was er vermißt in der Abgeschiedenheit seiner bescheidenen kleinen Kuti, wie man hier eine Mönchshütte nennt.
„Ein Mönch lebt in der Gegenwart. Er vergißt die Vergangenheit“, meint er auf die entsprechenden Fragen dazu lakonisch. „Und er schmiedet keine Zukunftspläne. Dies sind die Anweisungen Buddhas für seine Mönche“, fügt er hinzu.
Wer bei derart dürftigen Angaben zu Mißtrauen neigt, mag vielleicht vernünftig handeln als kritischer Abendländer, hat aber das Wesen des Buddhismus und speziell dessen ganz bewußte Konzentration auf das Gegenwärtige, auf das Jetzt, den absoluten Moment, und somit die Bedeutungslosigkeit alles Vergangenen und Zukünftigen, nicht verstanden.
Inggo versucht ganz in diesem Sinne zu leben, konzentriert auf das Hier und Jetzt, vollkommen im Einklang mit der Gegenwart. Jede seiner Handlungen nimmt er bewußt wahr, jedes Wort wählt er bedacht.
„Achtsamkeit“, bemerkt er, „ist eine unerläßliche Tugend eines Mönchs.“ Es gezieme sich beispielsweise nicht, mit dem Eimer Wasser, den er gerade auf seine Terrasse trage, an der Kante der steinernen Sitzbank anzustoßen. Das dürfe und solle einem Mönchen nicht passieren. Denn das hieße in anderen Worten nichts anderes, als daß sein Geist nicht bei seinem Körper und dessen Handlungen sei – woanders eben – und das sei nicht im Sinne der Anweisungen Buddhas. Die verlange höchste und ausschließliche Konzentration auf die Gegenwart, mit allen sechs Sinnen (der Geist zählt im Buddhismus als normaler Sinn).
Die Abwesenheit des Geistes von der Gegenwart, seine immanente Tendenz, unablässig in die Vergangenheit und Zukunft abzuschweifen, ist für den Buddhismus eine der Ursachen menschlichen Leids. Eine der besten Methoden des vollkommenen Aufgehens in der Gegenwart, ist die Meditation – die Konzentration, Sammlung des Geistes zum Beispiel auf den Atem, auf jedes Ein- und Ausatmen und somit auf die denkbar möglichste Gegenwart. Es ist eine jahrtausendealte bewährte Übung, den Geist von seinen Fesseln: Haß, Neid, Eifersucht, Gier und anderen (selbst-)zerstörerischen Kräften auf Dauer zu befreien – eine Vorbedingung für die Erlangung des Nirvana, der endgültigen Erlösung der Seele vom Zwang ewigen Wiedergeborenwerdens.
Inggo alias Dhammaigo hat in Meditation einige Übung. Immerhin hat er er bereits sechs „Pansa„-Zeiten hinter sich. Eine Pansa-Zeit ist eine besonders strenge, regelmentierte Form buddhistischer Meditation, in welcher der Mönch sein Haus, seine Kuti oder seine Höhle für eine lange Zeit nicht verlassen darf. Sie erstreckt sich über drei bis vier Monate, über die Regenzeit in Thailand, wobei Anfang und Ende einer Pansa-Zeit exakt definiert sind und vom Kloster mit einer Feier entsprechend gefeiert werden. In der ganzen Zeit sitzt er meditierend in seiner Hütte, und darf sie nur einmal am Tag, zum „Pinda Bat„, dem mit dem Wort Bettelgang unzureichend übersetzten frühmorgendlichen Esseneinholen, verlassen. Gegen Sonnenaufgang schwärmen die Mönche aus in die verschiedensten nahegelegenen Dörfer und empfangen dort Speisen von den Gläubigen, die sich durch diese gute Tat wiederum eine Verbesserung ihres Karmas versprech
en. Für den buddhistischen Laien ist es nämlich eine Ehre, wenn der Mönch seine Speisen in Empfang nimmt. So gesehen ist der Pinda Bat eher ein Bettelgang mit vertauschten Rollen: denn wer hier bettelt ist der Gebende, nicht der Empfangende. Hungern muß Inggo also nicht während der Pansa-Zeit. Doch auch das ist relativ – wie alles im Buddhismus. Fotos: links oben Inggo bei seinen täglichen Meditationen, unterhalb: Pinda Bat, der Bettelgang der Mönche
Am Anfang seiner Mönchszeit fiel Inggo die Umstellung auf diese täglich nur einmal stattfindende Nahrungsaufnahme nicht leicht. „Ein Jahr lang habe ich jeden Abend hörbar Magenknurren gehabt“, bemerkt er erheitert. „Aber das geht vorbei. Der Körper hat sich mittlerweile darauf eingerichtet.“
Der Wert eines Mönches steigt mit der Anzahl seiner Pansa-Zeiten. Zwanzig und mehr Pansa-Zeiten sind bereits ungewöhnlich und zeugen von großer innerer Stärke, von höchster Disziplin sowie von einem besonderes starken Willen, gestählt durch die anstrengenden und schier endlosen Meditationen. Wer hier durchgegangen ist, gilt als Weiser, der Erleuchtung nahe. Daher nehmen diese Mönche innerhalb der Hierarchie der Klöster eine besondere Stellung ein. Meist sind sie Berater für andere Mönche und Laien-Anhänger in komplizierten Fragen zur Lehre oder bei besonders schwerwiegenden Lebensproblemen.
Auch zu Inggo, dem Phra Farang, kommen mittlerweile normale Thais mit jeglicher Art von Problemen. „Es ist dann Aufgabe der Mönche zu helfen. Sie haben ja die Lehre Buddhas studiert, und darin ist vieles enthalten, um Menschen in allen Lebensproblemen zu helfen. Doch wenn ein Laie richtig große Probleme habe, wird er zu einem der Ajahns gehen, den Mönchen mit mindestens 40 Pansa-Zeiten“, führt Inggo an.
Das Wat Asokaram ist ein außergewöhnliches buddhitisches Kloster. Innerhalb der thailändischen Klöster nimmt es in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein. Es ist zum einen eines der wenigen Klöster, das für Ausländer, Pra Farangs, offensteht. Einige der Ajahns sprechen gutes Englisch – eine wesentliche Voraussetzung für den Westler, um sich innerhalb des komplizierten buddhistischen Regelwerks sowie der jeweiligen Sonderregeln eines Klosters auskennen zu können.
Zum anderen gehört es zu einem der seltenen gemischten Klöster Thailands. Neben den einhundertsechzig Mönchen, die im Wat Asokaram, wie überall sonst in der buddhistischen Welt, den Ton angeben, gibt es noch zweihundertzwanzig Nonnen (Foto links) – in Weiß gekleidete, kahlgeschorene Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gründen dem weltlichen Leben den Rücken gekehrt und sich dem buddhistischen Klosterleben unterworfen haben. Armut und Unterdrückung in der Ehe spielen – neben dem Glauben an Buddha – dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Der Bereich der Nonnen ist zwar von dem der Mönche getrennt. Doch bis zum Beginn der Dämmerung dürfen die Mönche durch die Siedlung der Nonnen gehen, danach nicht mehr. Überhaupt unterscheidet sich der Buddhismus in punkto zölibatärer Strenge wenig vom Christentum. Eine Fülle von Verhaltensvor-schriften reglementiert alle möglichen Begegnungsformen eines Mönchs mit dem anderen Geschlecht. So darf er bei seinen täglichen Bettelgängen die Speisen von Frauen nicht direkt in Empfang nehmen – von Männern wohl. Sollte sich ein Mönch einer Frau nähern, darf es unter keinen Umständen zu einer Körperberührung kommen. Dann hat jede Frau, auch eine Nonne, dem Mönchen auszuweichen.
Und ein überaus schwerwiegender Verstoß wäre, wenn sich ein Mönch und eine Frau alleine in einem Raum aufhalten würden. Die Sanktionen wären hart, gingen in bestimmten Fällen gar bis um Ausschluß aus dem Kloster oder gar des Ordens.
Das Kloster Asokaram zählt zur sogenannten „Forest-Monk-Tradition“, einer Unterform des thailändischen Dhammayut-Buddhismus. Äußerlich erkennbar an den dunkelbraunen (gegenüber den ansonsten orangefarbenen) Kutten, haben sich die Mönche dem besonders strengen Kodex des Dhammayut-Ordens unterzogen. Jede Art von Arbeit, die nicht unmittelbar mit der Beschäftigung der Lehre Buddhas zu tun hat, gilt diesem Orden als „häßlich“, als „reine Zeitvergeudung“.
„Wenn Mönche köcheln würden oder Kräuter anpflanzen, dann würden ihre Meditationen sicher getrübt durch Gedanken, wie sie noch besser kochen oder welche anderen Pflanzen sie ansäen könnten“, entgegnet Inggo auf die Frage, wie sich die Mönche diejenige Zeit vertreiben, die nicht gerade durch Beten, Meditation, das Studium der Lehre Buddhas oder Chantings belegt ist. Denn dies ist so in etwa alles, was ein Mönch des strengen Dhammayut-Ordens tun darf, nicht mehr und nicht weniger. Im Prinzip jedenfalls. Denn hier im Wat Asokaram ist ihm darüber hinaus gestattet, zu seinem Eigenbedarf Kaffee oder Tee zu kochen, ein Privileg, das in dem meisten anderen Klöstern des Dhamma-yut-Ordens nicht gewährt wird.
Es ist mittlerweile kurz vor vier Uhr nachmittags geworden. Für Inggo ist es nun an der Zeit, zum gemeinschaftlichen Chanting zu gehen. Er bietet mir an, ihn bis zur Versammlungshalle begleiten. Eine gute Zeit auch für mich zu gehen. Denn die Dämmerung würde bald einbrechen und mit ihr die Belästigung durch die Millionen von Moskitos. In nahen Bangkok war man vor den Plagegeistern halbwegs sicher. Der Weg zur Versammlungsshalle führt durch die Möchssiedlung, vorbei an der Nonnensiedlung. Inggo weist auf eine besonders prächtige Kuti hin. Sie gehört einem der hochrangigen Ajahns des Klosters. Hierarchien also auch im Buddhismus?
Wir passieren die Bibliothek und kommen auf den großen Vorplatz der Versammlungshalle. Aus allen Richtungen strömen Mönche und Nonnen zum spätnachmittäglichen gemeinsamen Chanting zusammen und treffen sich im oberen Stockwerk des prächtigen Bauwerks, das den eigentlichen Zentralbau des Klosters darstellt. Danach würden sich ihre Wege wieder trennen, und ein jeder geht zur Meditation in seine Hütte zurück.
Es ist wohl dieser regelmäßige Wechsel von Gemeinsamkeit und Einsamkeit, der dem Leben dieser Mönche und Nonnen seine eigene, tiefe und spirituelle Dynamik verleiht. Wahre Buddhisten sind stets einsam in ihrer Suche nach Wahrheit, die letzlich in Erleuchtung enden soll. Sie sind angehalten, ihre Zuflucht weder bei einem anderen Menschen, noch bei einer Ideologie, ja, streng genommen nicht einmal im Buddhismus selbst zu suchen.
„Man ist seine eigene Zuflucht, wer anders könnte die Zuflucht sein?„ sagte Buddha dereinst und ermahnte seine Schüler, niemals Zuflucht und Hilfe bei irgend einem anderen außerhalb sich selbst zu suchen. „…denn der Mensch hat die Kraft in sich, sich selbst durch eigene, persönliche Anstrengung und Intelligenz von allen Fesseln zu befreien.“
Diese von Buddha vor 2500 Jahren eingeräumte Gedankenfreiheit und die Toleranz seiner Gedanken hat nichts Vergleichbares in anderen Religionen. Sie sind notwendige Bestandteile seiner Lehre, weil die Befreiung des Menschen gemäß seiner Lehre davon abhängt, daß dieser die Wahrheit in sich selbst verwirklicht, nicht aber von der wohlwollenden Gnade eines Gottes oder irgendeiner sonstigen äußeren Macht.
Eine für die damalige Zeit revolutionäre Auffassung. Das europäische Abendland sollte
- Immanuel Kant
noch ganze 2300 Jahre benötigen, bis es in Gestalt des deutschen Philosophen Immanual Kant zu einer ähnlichen Schlußfolgerung kommen sollte. Kant definierte zum Ausgang des 18. Jahrhundetrts die Aufklärung als den „Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“, und er forderte den Menschen auf, „von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlich Gebrauch zu machen.“ Aufklärer zu sein heißt nach Kant, den Mut zu haben, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Wir sind an der Versammlungshalle angekommen. Bevor Inggo sich den anderen Mönchen und Nonnen zum Chanten anschließen würde, wollte ich zum Schluß unbedingt von ihm noch erfahren, woran ein Buddhist denn erkennen könne, daß er das Nirvana erreicht habe. „Es gibt viele Vorstufen, die in der Lehre genau beschrieben sind. An Hand genauer Kriterien sind die Meditationserfahrungen, die für die einzelnen Vorstufen des Nirwana gegeben sind, genau zu überprüfen“, entgegnet Inggo auf meine Frage nachdenklich.
Doch das sei im normalen Alltagsleben eines Durchschnittsmenschen nicht so sehr von Bedeutung. „Viel wichtiger,“ so Inggo zu mir, bevor ich in eine Rikscha steige, „ist, daß ein jeder sich täglich ein bißchen Zeit nimmt für sich persönlich, am besten zum Meditieren. Damit wäre ihm und den Mitmenschen schon sehr geholfen.“
Klasse Artikel! Kenne Mannheimer eigentlich als Islam-Experten. Jetzt wird mir allErdings klar, warum er sich mit Religionen so gut auskennt. Er kennt sie aus eigener Anschauung und hat offenbar intensiv inmitten verschiedeneR Religionen gelebt und diese somit hautnah erfahren. Die wenigsten Journalisten haben vermutlich eine solch umittelbare Erfahrung wie er.
Ja, ein sehr interessanter Artikel. Ich war schon einige Male in Thailand und bin aktuell erst vor einigen Tagen da gewesen. Der Buddhismus war für mich immer die einzige „Religion“, die in der modernen Welt halbwegs akzeptabel ist. Nach diesem Artikel noch ein wenig mehr.
Ich habe die Thai als lebenslustige, fröhliche und sehr kommunikative Menschen kennengelernt denen ihre Religion nicht im Wege steht, wie es z.B. bei den Moslems oder orthodoxen Christen ist, sondern einen selbstverständlichen Teil des täglichen Lebens ausmacht.
Man muss nur mal beobachten, wie Thai sich in einem Wat (Tempel) benehmen. Da findet sich keine sklavische Unterwürfigkeit zu irgendeinem grausamen Gott, sondern stille Freude und Sanftmut.
So jedenfalls mein Eindruck…
Ja so muss jeder Mensch seinen Weg finden, mit oder ohne Religion.
Die Lehre des Christentums bedeutet Nächstenliebe, Versöhnung, Liebe zu Gott, Demut und Sanftmut usw.
Und, @ S.Zerth eine christliche Religion steht niemandem Weg. Täglich gelebte Liebe, Gebet und Barmherzigkeit kann niemandem im Wege stehen!
Das einzige was im Wege eines „Christen“ steht, ist sein gelebter Unglaube oder sein für sich selbst gebastelter passender „Glaube“. Und davon gibt es leider zuviele!
ein sehr schøner artikel.
meine frau ist thai/buddh. unsere buddh.heiratszeremonie sowie tempelbesuche zu hause(norwegen) oder in thailand lassen mich des øfteren mit mønchen zusammentreffen. gespræche entwickeln immer sofort eine angenehm aufgelockerte atmosphære und enden mit dem rspektvollem wai und einem frølichen winken.
„stille freude und sanftmut“
Ein Blick hinter den Vorhang im Buddhismus ist genau so erschütternd wie im Islam :
http://www.gottkoenig.de/?q=taxonomy/term/2
Antwort von Michael Mannheimer
Einspruch! Der Buddhismus ist wie das Christentum eine zutiefst friedliche Religion. Die Schriften des Buddhismus – die sankritischen Pali-Texte – sind selbst aus heutiger Sicht geradezu radikal-pazifistisch. Und aus der damaligen Sicht, von vor 2500 Jahren, warum sie, was ihre Friedlichkeit anbelangt, revolutionär.
Im Gegnsatz dazu ist sind ei Schriften des Islam – Koran und Hadithe – das Bösartigste und Menschenfeindlichste, was eine Religion je hervorgebracht hat.
Dass einzelen Buddhisten und wenige Staaten sich nicht immer daran gehalten haben (wie im VChristentum auch), steht auf einem ganz anderen Blatt. Unterscheiden Sie also den Genotyp vom Phänoty einer Religion.