Neue Erkenntnisse: Ging Neonazis zugeschriebener Anschlag gegen Juden (1970) auf Konto von Linksextremisten?


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Der Brandanschlag auf ein jüdisches Altenheim in München, bei dem am 13. Februar 1970 sieben Juden starben, beschäftigt wieder die Justiz. Wie FOCUS erfahren hat, könnten jetzt Nachermittlungen nötig werden – ein Zeuge hatte neue Hinweise geliefert.

Sieben Menschen, die meisten von ihnen Holocaust-Überlebende, starben 1970 bei einem Brandanschlag auf eine jüdische Seniorenresidenz. Die Täter vermutete man im rechtsextremen oder islamischen Milieu. Nach neuesten Erkenntnissen könnte es sich bei ihnen jedoch auch um Linksextremisten gehandelt haben. In linken Archiven wird die Gewalttat trotz ungeklärter Täterschaft als rechtsmotivierte bezeichnet.

Gefunden auf PI (6.Juli 2012). Text ergänzt und erweitert von Michael Mannheimer

Der Focus (vom 01.07.2012) berichtet dazu:

Inzwischen existieren laut FOCUS deutliche Indizien, dass deutsche Täter aus dem linksradikalen Millieu hinter dem Anschlag stecken – und nicht wie einst vermutet Rechtsradikale oder palästinensische Terroristen. Der Anarchist und leidenschaftliche Judenhasser Dieter Kunzelmann hatte sich im Herbst 1969 in einem jordanischen Palästinenser-Camp zum Terroristen ausbilden lassen und war im November 1969 über München nach Berlin zurückgekehrt. Der frühere Radikale Alois Aschenbrenner erinnerte sich im FOCUS an den Besuch von Kunzelmann und seiner Truppe in München: „Die waren total radikalisiert. Die redeten nur noch vom israelischen Feind, wollten eine richtige Front aufbauen.“ Seit 2005 ist belegt, dass Kunzelmann im November 1969 den gescheiterten Bombenanschlag auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin verübt hatte.

Verbindungen zur RAF

Laut einem Vermerk des Bundeskriminalamtes vom 13. April 1976 hatte der RAF-Aussteiger und Kronzeuge Gerhard Müller von einem Gespräch zwischen den beiden RAF-Frauen Gudrun Ensslin und Irmgard Möller berichtet. Nach FOCUS-Informationen habe sich Ensslin laut Protokoll über den Münchner Brandanschlag aufgeregt: „Diese Arschlöcher. Gut, dass die Sache den Neonazis untergeschoben wurde.“ Der Kronzeuge schlussfolgerte, dass die beiden Terroristinnen „wussten, wer den Anschlag durchgeführt hatte“.

Linker Antisemitismus steht dem rechten in nichts nach

Wie ich in zahlreichen Artikeln (u.a. hier) bereits hervorgehoben habe, sind Linke mindestens so große Antisemiten wie ihre Antipoden vom rechten Lager. Linke waren die ersten, die nach Ausschwitz wieder eine jüdische Rampenselektion durchführten.  Erinnert sei an den linken Terroristen Wilfried Böse und seine Selektion jüdischer Bürger auf dem Flugplatz von Entebbe. Linker und rechter Antisemitismus speisen sich aus denselben ideologischen Quellen – und oft wechseln linke Judenhasser ins rechte Lager und umgekehrt. Erinnert sei auch hier an den ehemaligen Sozialdemokraten Adolf Hitler, der später NSDAP-Mitglied wurde und die bislang größte Judenvernichtung der Geschichte durchführte.

Münchner Tupamaros: bürgerfeindlich, judenfeindlich, deutschenfeindlich

Die Tupamaros München (TM) waren eine militante Gruppe, die in der Bundesrepublik mit Waffengewalt gegen den Staat vorging. Seit dem Herbst 1969 verübten sie in München Brand- und Bombenanschläge u. a. auf die Universität München, das Amtsgericht in der Maxburg und auf Polizeieinrichtungen. Zur etwa gleichen Zeit gab es auch noch die Tupamaros West-Berlin.

Anfang der siebziger Jahre – exakt zur Zeit der Brandanschläge gegen das jüdische Altenheim in München –  war die linksextremistische Gruppe Namens “Münchner Tupamaros” in der bayrischen Landeshauptstadt höchst aktiv. Eine Serie kleinerer Brand- und Sprengstoffanschläge bildete 1970/71 den Anfang, verübt von militanten Anhängern der subkulturell verwurzelten “Tupamaros München”. Außerdem attackierten im Februar 1970 arabische Täter die Passagiere einer israelischen Maschine im Münchner Flughafen. Wenig später wurde dann auch die terroristische “Rote Armee Fraktion” in Bayern aktiv, unter anderem mit einem Autobombenattentat auf das LKA-Gebäude im Mai 1972.

In diesem Flugblatt vom 20.2.1970 bekennen sich die Münchner Tupamaros zu diversen Brandanschlägen, weisen aber eine Beteiligung am Brandanschlag gegen das jüdische Altersheim von sich:


http://www.haschrebellen.de/rebfiles/tm.png

Quelle

Die Tupamaros München entlehnten ihren Namen direkt einer gleichnamigen Gruppe, die von 1963 bis in die 1970er Jahre in Uruguay im Untergrund aktiv war. Die Tupamaros in Uruguay handelten nach dem Konzept der Stadtguerilla mit Anschlägen in den Großstädten, Entführungen hochgestellter Persönlichkeiten und Banküberfällen zur Geldbeschaffung. Ihr Name geht zurück auf einen Inka-Dorfvorsteher, der sich unter dem angenommenen königlichen Namen Túpac Amaru II. Anfang des 18. Jahrhunderts in einem letzten Aufbäumen der Indigenas gegen die spanischen Eroberer stellte – allerdings erfolglos.

Banküberfall Hypo-Bank

Am 13. April 1971 überfielen vier bewaffnete Personen die Filiale der Hypo-Bank am Frankfurter Ring 28 und erbeuteten ca. 50.000 DM. Zwei der Bankräuber wurden kurz nach der Tat festgenommen; der dritte Mann und die Frau wurden am 5. Juni 1971 festgenommen. Die Bankräuber – Margit Gaier-Czenki, Rolf Heißler, Karl-Heinz Kuhn und Roland Otto – wurden zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.

Weitere Informationen über den beginnenden linken und palästinensischen Terror in München finden sie hier. Einen Bericht über den Brandanschlag gegen das jüdische Altersheim in München findet sich in der Jüdische Allgemeine hier

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3 Kommentare

  1. Es gibt kein palästinensisches Volk…

    Vielleicht erinnern Sie sich daran, dass die einstige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir kühn erklärte: „So etwas wie ein palästinensisches Volk gibt es nicht.“…

    Worüber sie jedoch nicht reden wollen, sind die sehr ähnlichen Aussagen von Yassir Arafat und dem inneren Kreis seiner politischen Führung – Jahre, nachdem Golda Meir die Wahrheit gesagt hatte: dass es keine eigene palästinensische Kultur und nationale Identität gibt.

    Ein palästinensisches Volk gibt es nicht. Die Schaffung eines palästinensischen Staates ist nur ein Mittel, unseren Kampf gegen Israel für unsere arabische Einheit fortzusetzen. In Wirklichkeit gibt es keinen Unterschied zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syriern und Libanesen. Nur aus politischen und taktischen Gründen sprechen wir heute von der Existenz eines palästinensischen Volkes,…(Zahir Muhsein)
    http://www.nicht-mit-uns.com/nahost-infos/texte/4nopal.html

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