Salafisten und Islam: Gehen den Öffentlichen langsam die Augen auf?


Das war einer der kritischsten Filme der ARD über den Islam. Wir rieben uns die Augen und fragten uns, was da plötzlich geschehen sein mag. Einer der Gründe der ARD-Reportage über die Gefahr der Salafisten für unser Land mag darin zu suchen sein, dass die beiden Macher dieser Reportage, Beres und Schmaldiens, just dort wohnen, wo der Salafismus eine seiner Hochburgen hat: Im schwäbischen Pforzheim. Was einem geografisch so sehr auf den Pelz gerückt ist, das macht Angst. Vielleicht haben sie auch einfach nur Angst um ihre Kinder. Dass diese ebenso in die Fänge der Salafisten geraten wie die, über die sie in der Reportage berichten. Nichts dagegen einzuwenden: Ist ein ehrenvolles Motiv, sich aus Angst um seine Kinder näher mit dem Islam zu befassen.

Was diese Reportage ebenfalls möglich machte ist der Umstand, dass man bei den Salafisten so schön zwischen Islam und Islamismus zu differenzieren meinen glaubt. Dort die Bösen. Hier die Guten. Was aber ein ausgemachter Unsinn ist und – wenn unsere Islamversteher davon nicht abrücken – unser aller Ende bedeuten wird.

Denn es gibt definitiv keinen Unterschied zwischen Islam und Islamismus, zwischen Islam und Salafismus und und und. Der erste Islamist war Mohammed himself. Diesem nachzueifern in allen seinen Taten und Untaten ist das Ziel von Milliarden Muslimen. Über die westliche Unterschiedung zwischen Islam und Islamismus lachen kluge Muslime, und einfache fühlen sich davon schlicht beleidigt. (Mehr dazu hier)

Hier gehts zum lesenwerten Artikel über die sehenswerte ARD-Reportage „Im Netz von Salafisten – Wie radikale Muslime junge Menschen verführen“

*******

http://www.welt.de/fernsehen/article108284713/Salafisten-auf-ihrem-brutalen-Dschihad-in-Pforzheim.html

Salafisten auf ihrem brutalen Dschihad in Pforzheim

Eine Dokumentation der ARD zeigt, wie erfolgreich und aggressiv Salafisten in Deutschland junge Menschen umwerben. Die radikalen Missionare wollen einen Glauben wie zu Zeiten Mohammeds. Von Tim Slagman

Immer wieder das Paradies. Immer wieder die Hölle. „Wenn einem ein Unfall passiert, dann kommt man ins Paradies. Die anderen kommen in die Hölle“, sagt die Schwester einer jungen Frau, die Katharina genannt wird und mit 20 bei ihren Eltern auszog, um sich fortan ganz dem Islam in der Interpretation der Salafisten hinzugeben.


In Frankfurt am Main, bei einer der umstrittenen Koranverteilungen der jüngeren Vergangenheit, steht ein blutjunger Bursche am Stand, er sagt in die Kamera, immer wieder: „Wenn Sie den Islam kennen und ihn ablehnen, dann kommen Sie in die Hölle“, bis ihn ein älterer Funktionär zur Seite nimmt: „Das reicht.“

Wenn Abu Abdullah, einer der führenden Köpfe des Netzwerks „Die wahre Religion“, in einem Internetvideo vom Paradies spricht, dann kommen ihm die Tränen. So schön sei es dort, so wunderbar, dass die Menschen es sich gar nicht vorstellen können, das habe Allah versprochen.

Es sind archaische Gegensätze, die aufeinanderprallen in der Dokumentation „Im Netz von Salafisten“, die Eric Beres und Fritz Schmaldienst für den SWR gedreht haben, auch auf Basis von Recherchen für das Politmagazin „Report Mainz“.

Es sind aber auch Glaubenselemente, die vielen Religionen in ihren fundamentalistischen Strömungen eigen sind. Für die spezielle Auslegung der Salafisten, für deren Geschichte und Entstehung, für deren Verhältnis zu den anderen Richtungen des Islams interessieren die Autoren sich nicht.

„Einen Glauben wie zu Zeiten Mohammeds“ wollten die Salafisten, heißt es einmal. Das weckt schauderhafte Vorstellungen von einem jahrtausendealten Gesellschaftsbild. Aber es erklärt wenig.

Im Krieg der Bilderproduktion

Beres und Schmaldienst haben einen Warnfilm gemacht, eine Materialsammlung zusammen getragen, die zeigen soll, welche Gefahr diese Gruppierung für die westliche Gesellschaft bedeutet. Und zweifelsohne: Eigenes von dem, das sie gefunden haben, ist zum Gruseln: „Mitten in der islamischen Umma ein paar verfluchte Juden, und 1500 Millionen Muslime um sie herum. Wenn die alle einmal spucken, dann ertrinken die“, hört man Abu Abdullah geifern.

Und Pierre Vogel, wie Abdullah aus dem Rheinland und so etwas wie der Popstar der Salafisten, tönt: „Wie werden in zwei Jahren die Stadteile so entasozialisieren, wie sie noch nie gewesen sind.“ Entasozialisieren – das klingt nach einer der Säuberungsphantasien, die gerne einmal im Massenmord enden.

Es ist ein Propagandakrieg, in den die Autoren sich werfen, und es ist ein Krieg der Bilderproduktion. Wo die Filmemacher auftreten, wird zurückgefilmt, mit Camcordern oder Handykameras, eine beliebte Einschüchterungsstrategie radikaler Islamisten.

Durch ihre Dokumentation geistern immer wieder Videos von einschlägigen Webseiten, in denen Prediger und Konvertiten die in der Öffentlichkeit sorgsam zurechtgerückten Masken fallen lassen.

„Wenn Allah uns eine Sache verbietet, dann rechtfertigen wir das nicht vor den anderen Leuten“, stellt der Berliner Salafist Ahmad Abul Baraa hier etwa klar. Vielleicht ist es ein Glück, vielleicht auch ein Fluch, dass im Netz nun Dinge zu finden sind, die man einander früher höchstens hinter verschlossenen Türen zuraunte.

Manchmal wirkt der SWR-Film wie ein besonders dickes Ausrufungszeichen, das aus der Flut der Bilder heraus entschlossen den Zeigefinger heben will, ein Gegenschlag der alten Medien, der mit aller Kraft geführt wird gegen die Kakophonie der neuen Kommunikationswege.

Kinder ziehen in den Dschihad

Es ist aber auch ein Film über Abwesende, über Menschen, von denen es höchstens noch alte Fotos gibt. Über Katharina etwa, die gar nicht Katharina heißt und der in einer Pforzheimer Moschee ein Vormund bestellt wurde.

Ihre Eltern sind fassungslos, die Dokumentation auch. „Sie wurde dort offen und freundlich aufgenommen“, sagt ihr Vater, es ist, neben dem Versprechen eines jenseitigen Paradieses und der Drohung ewiger Höllenqual, einer der wenigen Erklärungsversuche für das scheinbar Unerklärliche.

Beatrix Reinders verlor ihren Sohn Danny ebenfalls an die Salafisten, er hielt sich ab 2007 immer öfter im Dunstkreis der Al Nur Moschee in Neukölln auf, irgendwann brach er die Schule ab, weil ihm dort kein Gebetsraum zur Verfügung gestellt wurde. Ende September zog er in ein Camp nach Waziristan, ins afghanisch-pakistanische Grenzgebiet, im Frühjahr 2010 kommt er bei einem Gefecht mit der Armee ums Leben.

Es ist wichtig, diese Geschichten zu erzählen. Aber Beres und Schmaldienst scheinen von all dem nicht nur genauso erschüttert wie die Angehörigen selbst, sie bedienen sich auch der Guerilla-Methoden eines Michael Moore: Dem Gegner auflauern und dann hoffen, dass er sich selbst entlarvt.

So fahren sie mehrfach zur Pforzheimer Moschee, wo man nicht mit ihnen reden will. Sie fahren zum islamischen Kulturzentrum Mesdschid Sahabe, wo man nicht mit ihnen reden will. Sie lauern den deutschsprachigen Hasspredigern aus dem Internet auf, die nicht mit ihnen reden wollen.

Irgendwann wird all dies so vorhersehbar und redundant, dass man nicht nur den Salafisten, sondern auch den Autoren eine gewisse Sturheit vorwerfen muss. Dem Phänomen des religiösen Fanatismus ist so jedenfalls nicht beizukommen: Anders als die Gegenseite predigen Beres und Schmaldienst nur zu den Bekehrten.

„Im Netz von Salafisten – Wie radikale Muslime junge Menschen verführen“, am Montag (16.7.) um 22:45 in der ARD

*******

 Für Spenden zur Aufbringung der hohen Kosten des auf mich zukommenden Prozesses bin ich meinen Lesern dankbar

10 Kommentare

  1. „Was einem geografisch so sehr auf den Pelz gerückt ist, das macht Angst.“

    Da muß ich widersprechen, denn wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts auf der Welt. Grund zur Besorgnis entsteht nur durch das ewige Hinauszögern jener Auseinandersetzungen, die Celente prognostiziert. Je länger man wartet das Unvermeidliche zu tun, desto heftiger wird es ausfallen. Man gibt der Welt dann Gelegenheit wieder mit dem Finger auf Deutschland zu zeigen. Deswegen sollte die Entislamisierung Deutschlands schnell über die Bühne gehen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Stefan Bauer

  2. Der Sendezeitpunkt ist mal wieder bezeichnend.
    Hauptsache es schaut kaum noch jemand zu.
    Hauptsache das Gesendete erreicht den deutschen Michel nich zur Prime-Time.

  3. der islam ist für jeden denkenden menschen inakzeptabel. warum die eltern ihre kinder nicht von solchen steinzeitsekten, die mit solchen banalen mitteln missionieren, nicht warnen, ist für mich unbegreiflich.

  4. Mich hatte diese SWR-Doku eher enttäuscht. Hauptsächlich deshalb, weil die Bezüge der deutschen Salafisten zum Terrorismus völlig ausgeblendet wurden: Kein Wort zu Arid Uka und Mohamed Merah, kein Wort zu ihren Kontakten zu deutschen Salafisten, kein Wort zu ihren mörderischen Anschlägen und somit natürlich auch kein Wort zu den Opfern dieser Anschläge.

    http://fiat-iustitia-blog.blogspot.de/2012/07/der-swr-verschweigt-die-wahren-opfer.html

    Man hatte auch nicht den Eindruck, dass sich die beiden SWR-Autoren wirklich die Mühe gemacht haben, über die deutsche Salafisten-Szene und ihre Aktivitäten zu recherchieren. Vorgänge wie z.B. der selbstgelegte Brand in der Mönchengladbacher Salafisten-Moschee am 05.06.11, der in der Absicht gelegt wurde, die Tat pöhsen „Muslim-Hassern“ in die Schuhe zu schieben, blieben völlig unerwähnt.

    http://fiat-iustitia-blog.blogspot.de/p/zum-brand-am-5-juni.html

    Ähnliches gilt für die Salafisten-Krawalle am 05.05.12 in Bonn: Da wurden lediglich die TV-Bilder von der „Randale danach“ gezeigt. Die Filmaufnahmen jedoch, die den Steine-Hagel der Salafisten auf die Polizei in seiner ganzen Brutalität zeigen, wurden bis heute im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht gezeigt – auch in dieser Doku nicht. Welche Angst z.B. in der nordrhein-westfälischen Politik vor den Salafisten herrscht und wie die Politik zu beschwichtigen und zu verharmlosen versucht, wurde ebenfalls völlig ausgeblendet.

    http://fiat-iustitia-blog.blogspot.de/2012/07/bonn-steinewerfer-durfen-bleiben-opfer.html

    Auch die Ideologie der Salafisten wurde nicht wirklich thematisiert. Stattdessen gab es immer nur die politisch korrekte Phrasen des „radikalen Ur-Islam“ bzw. des „rückwärtsgewandten Ur-Islam“, die implizieren, dass es ja auch einen modernen, fortschrittlichen und friedlichen Islam gäbe. Insgesamt eine Doku, welche die Gefährlichkeit der Salafisten nur andeutet, aber „unterm Strich“ die Salafisten harmloser macht, als sie tatsächlich sind.

    MM:
    Sie haben mit Ihrer Kritik vollkommen Recht. Gemessen an dem, was wir Islamkritiker wissen, war diese Reportage zweitklassig. Dennoch in gewisser Weise ein kleiner Durchbruch bei ARD. Mal schaun, wie es weitergeht bei ARD und Co

  5. BILDER

    Frau Käßmann
    http://bilder.bild.de/fotos/margot-27578004-mbqf-25277558/Bild/2.bild.jpg
    Bildung – Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann hält die rasche Einführung von islamischem Religionsunterricht für „dringend geboten“…
    http://www2.evangelisch.de/themen/gesellschaft/k%C3%A4%C3%9Fmann-fordert-rasche-einf%C3%BChrung-von-islamunterricht34599

    Pierre Vogel
    http://www.allmystery.de/i/tscfciK_jw_PierreVogel2_DW_1361256p.jpg

  6. OT

    „“FREIBURG taz | Die Bundesregierung sieht keine rechtsstaatlichen Probleme, wenn künftig der Verfassungsschutz über die Gemeinnützigkeit von Organisationen befindet…““
    http://www.taz.de/Gemeinnuetzigkeit-von-Vereinen/!97958/
    „“Derzeit enthält der Verfassungsschutzbericht des Bundes 19 Verdachtsfälle, von der extrem rechten Gruppe „Pro NRW“ bis zum „Zentralrat der Ex-Muslime“, der der Arbeiterkommunistischen Partei Iran (API) nahestehen soll…““

    Pro-NRW ist nicht extrem rechts. Nirgendwo hat Pro-NRW Leute überfallen, Straßenkrawalle begangen oder Läden geplündert oder zu sowas aufgerufen.

    +++

    OT

    Verstehen Sie Deutsch?
    Ich immer weniger, wenn ich Fernsehnachrichten sehe/höre.

    Rebellen werden Rö-bell-lönn,
    Bakterien werden Back-töri-jehn,
    die heute verstorbene Schauspielerin Lothar wird Lott-tarr ausgesprochen…

  7. 01.03.1990 Notiz
    Report ( Über das Elend von Funk und Fernsehen) – Wolfgang Moser
    … DIE SCHERE IM KOPF ist zum gebräuchlichsten Arbeitsgerät geworden. ZENSUR und SELBSTZENSUR bestimmen den Alltag in Studios und Redaktionen. Resignation anstelle von Meinungsfreudigkeit, innere Emigration anstelle von investigativem Journalismus. Aus Kontrolleuren wurden Kontrollierte. Das Elend der öffentlich-rechtlichen Medien ist auch – und vor allem – das Elend ihrer Macher. Ohne journalistische Willfährigkeit, ohne journalistischen Karrieredrang – wer in diesem System Karriere macht, hat sich meist schon journalistisch verkauft -, ohne Journalisten, die lieber mit den Mächtigen kungeln, statt ihnen auf die Finger zu sehen, wäre die Unterwanderung der Sender nicht möglich gewesen…
    Und heute 2012?

Kommentare sind deaktiviert.