Wer hinter der „Frankfurter Rundschau“ steckte: Zum Tod des FR-Mitgründers und Kommunisten Emil Carlebach


Die Frankfurter Rundschau galt als die (bis zum Auftreten der taz) linkeste Tageszeitung Deutschlands. Sie war Sprachrohr und Pflichtlektüre aller Linken – von Joschka Fischer bis hin zu den Mitgliedern der RAF. Wie keine andere Tageszeitung prägte und begleitete sie den Aufstieg der Linken während und nach 1968 und unterstützte sie in ihrem historischen Marsch durch die Institutionen. Kein Wunder: Waren die Gründungsmitglieder der FAZ selbst im linkesten Bereich des Sozialismus angesiedelt: Emil Carlebach etwa war ehemaliger (?) Kommunist, KPD-Funktionär und Kapo im KZ Buchenwald, wo er den Tod abweichlericher trotzkistischer Genossen auf dem Gewissen haben soll. Und der ehemaligen Trotzkist Karl Gerold hatte die FR bis zu seinem Tod als Herausgeber geleitet (MM)

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Lebenslügen Nachruf: Zum Tod des Journalisten Emil Carlebach

Von Werner Olles

Am 9. April starb im jüdischen „Henry und Emma Budge“-Altenheim in Frankfurt am Main im Alter von 86 Jahren der Journalist Emil Carlebach. Im Dritten Reich von den Nationalsozialisten, die auch seine Eltern ermordeten, verfolgt und in mehreren Konzentrationslagern inhaftiert, gehörte der KPD-Funktionär Carlebach als Kapo im KZ Buchenwald der illegalen kommunistischen Widerstandsorganisation an, die unter den Häftlingen als eine Art geheime „Lagerleitung“ galt.

In dieser Funktion soll er – so lauteten die von früheren Mitgefangenen erhobenen Vorwürfe, gegen die er sich erfolglos mit Prozessen wehrte – den Tod abweichlerischer trotzkistischer Genossen auf dem Gewissen haben.

1945 war Carlebach einer der sieben Gründungslizenznehmer der Frankfurter Rundschau (FR). Zwei Jahre später wurde er jedoch von den Amerikanern, denen er als überzeugter Kommunist ein Dorn im Auge war, gezwungen, seine Lizenz an den ehemaligen Trotzkisten Karl Gerold abzugeben, der die FR dann bis zu seinem Tod als Herausgeber leitete. Carlebach, inzwischen hoher Funktionär der SED/DKP-gesteuerten „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ (VVN), fungierte als Chefredakteur der VVN-Wochenzeitung Die Tat, in der er bis zu ihrem Aufgehen in der Deutschen Volkszeitung (DVZ) einen strikt orthodox-antifaschistischen Kurs hielt.


Auch im Vorstand der IG Druck und Papier und der Deutschen Journalisten-Union war der durch die Schule des Marxismus-Leninismus Moskauer Prägung gegangene Funktionär in den siebziger Jahren streng darauf bedacht, linksradikale Konkurrenten maoistischer Provenienz mit allen Mitteln niederzuhalten und nötigenfalls mit schmutzigen Tricks aus der Gewerkschaft hinauszusäubern. Weniger erfolgreich verlief dagegen der „Kampf gegen Rechts“. Seinem Antrag, dem Schriftsteller Ernst Jünger den 1982 von der Stadt Frankfurt verliehenen Goethe-Preis wieder abzuerkennen, vermochten nicht einmal die eigenen Genossen mehr zu folgen. Auch die von seiner VVN initiierten „Antifa-Demos“, auf denen sich jugendliche „Antifaschisten“ in gestreifter KZ-Insassenkleidung präsentierten, lösten bei immer mehr Linken erheblichen Widerwillen aus.

Anders als bei der Mehrzahl der linken Intelligenz, die die systematische Austreibung ihrer Ideale in manchen Fällen gar als heilsame Zerstörung einer grotesken Lebenslüge erlebte, lösten der Fall der Berliner Mauer und die deutsche Wiedervereinigung bei ihm keine Ratlosigkeit aus. Mal kitschig, mal pathetisch beschwor er noch einmal die alten existentiellen Lügen.

Quelle:

JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. http://www.jungefreiheit.de 18/01 27. April 2001

3 Kommentare

  1. FR und FAZ/FAS aus dem gleichen Stall??? JETZT JA!

    FR
    Von April 2010 an war die Frankfurter Rundschau Teil der DuMont-Redaktionsgemeinschaft, der auch die Berliner Zeitung, der Kölner Stadt-Anzeiger und die Mitteldeutsche Zeitung angehören.[2] Die Selbstbezeichnung der FR als „links-liberal“ bzw. „sozial-liberal“ geht auf die prägende Gestalt der FR, Karl Gerold (1906–1973), zurück.[3]

    Verlag Frankfurter Rundschau GmbH

    Am 27. Februar 2013 meldete die FAZ: Die „Frankfurter Rundschau“ wird es weiterhin geben. Unter dem Dach der Frankfurter Societät, des F.A.Z.-Verlags und der Karl Gerold Stiftung geht die Traditionszeitung als unabhängige Redaktionsgesellschaft in die Zukunft. Das Bundeskartellamt hat der Übernahme im Rahmen einer Sanierungsfusion zugestimmt.[6]

    Seit 1. März 2013 wird die Frankfurter Rundschau von der Frankfurter Rundschau GmbH herausgegeben. Deren Gesellschafter sind:

    Frankfurter Societät GmbH: 55 %
    Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH: 35 %
    Karl Gerold Stiftung: 10 %[35]

    http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Rundschau

    FAZ
    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ist eine überregionale deutsche Abonnement-Tageszeitung. Die FAZ (Eigenschreibweise F.A.Z.) hat die Rechtsform einer GmbH.[1] Sie gehört mehrheitlich (zu 93,7 %) der Fazit-Stiftung.

    Die Linie der Zeitung wird nicht von einem Chefredakteur, sondern von den fünf Herausgebern kollegial bestimmt:

    Werner D’Inka
    Berthold Kohler
    Günther Nonnenmacher
    Frank Schirrmacher
    Holger Steltzner

    Verlag Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH

    http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Allgemeine_Zeitung

    FAS
    Die FAS (Eigenschreibweise F.A.S.) ist die Sonntagszeitung der FAZ. Ursprünglich nur als Regionalzeitung in der Region Rhein-Main vertrieben, ist sie seit dem 30. September 2001 bundesweit erhältlich. Trotz der gemeinsamen Nutzung wie z. B. der redaktionellen Ressourcen tritt die FAS eigenständig auf und verfügt über 50 weitere eigene Redakteure…
    http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Allgemeine_Zeitung#Frankfurter_Allgemeine_Sonntagszeitung_.28FAS.29

  2. Mein alter Freund Emil Carlebach würde es als Ehre ansehen, wenn er wüsste wie die rechtsradikale „Junge Freiheit“ gegen ihn hetzt.
    Er hat schließlich ganz anderes erlebt.
    Manfred Laus

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