
9/11 ist zur apokalyptischen „loose-loose“-Situation für die USA geworden: Obwohl sämtliche ernstzunehmenden wissenschaftlichen Nachprüfungen zum klaren Ergebnis kommen, dass 9/11 nicht das Werk von US-Geheimdiensten sein könne und die Türme unter der Last des weichgewordenen Stahls tatsächlich zusammenstürzten, auch wenn der Schmelzpunkt für Stahl nicht erreicht worden war (dies musste er nicht, s.unten), glaubt eine große Zahl von Menschen einer kleinen Clique vonVerschwörungstheoretikern , die damit viel Geld verdient haben. Und 9/11 ist für die Moslems eine geradezu phantastische „win-win“-Situation: Auf der einen Seite feiern sie ihre Helden um Mohammed Atta, die den verheerendsten Terroranschlag der Weltgeschichte verübten und danken Allah für diesen gelungenen Coup, auf der anderen Seite geben sie sich als die Opfer der bösen Amis, die diesen Terrorakt angeblich selbst unternahmen, um einen Vorwand zum Angriff gegen den Islam zu haben. Kein singuläres Ereignis der Weltgeschichte wurde ausführlicher dokumentiert als die Terroranschläge vom 11. September 2001. Und zu keinem Ereignis gibt es mehr obskure Verschwörungstheorien. Das liegt wohl in der Natur des Menschen, der bei Großkatastrophen oft nicht glauben kann, was seine Augen sehen. MM
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Die Welt, 24.04.12
Warum die USA 9/11 nicht geplant haben können
Kein Ereignis wurde ausführlicher dokumentiert als die Terroranschläge vom 11. September 2001. Und zu keinem Ereignis gibt es mehr obskure Verschwörungstheorien. Eine Recherche.
In New York ist es genau 9.03 Uhr und 11 Sekunden. Vor den Augen Zehntausender Menschen im südlichen Manhatten und vor Dutzenden Fernseh- sowie Videokameras schlägt eine Boeing 767 in den Südturm des World Trade Centers ein. Ein gewaltiger Feuerball schießt auf der gegenüberliegenden Seite aus dem Gebäude, eines der beiden Triebwerke fliegt durch die Fassade und schlägt sechs Blocks weiter auf.
Schon gut 16 Minuten zuvor war eine große zweimotorige Zivilmaschine in den anderen Turm des New Yorker Wahrzeichens geflogen. Seither herrschte Panik rund um die Wall Street. Alle Fernsehsender hatten Kameras auf den brennenden Wolkenkratzer gerichtet. Mit dem Einschlag eines zweiten Flugzeuges hatte niemand gerechnet.
Einstürzende Türme
Milliarden Menschen sahen die Szenen. Nie zuvor hat ein historisches Ereignis mehr Augenzeugen gehabt als die Terroranschläge am 11. September 2001 in New York und Washington D.C. Die Bilder vom Einschlag von zwei Passagiermaschinen in die beiden Türme des World Trade Centers sowie vom brennenden Pentagon wurden an diesem Tag und seither unzählige Male ausgestrahlt.
Kein Tag der Weltgeschichte ist von mehr Kommissionen untersucht, geradezu durchleuchtet worden. Dennoch kursieren zu keinem anderen Ereignis mehr Verschwörungstheorien . Ihrer Ansicht handelte es sich beim opferreichsten Terroranschlag der Weltgeschichte um eine kühl inszenierte Operation amerikanischer Geheimdienste. Welt Online analysiert die wichtigsten Behauptungen der Verschwörungstheoretiker.
Kein Einsatzbefehl für die Luftwaffe?
Die Behauptung Die US-Luftverteidigung hat am 11. September 2001 vollkommen versagt. Das ist nur erklärbar durch einen Befehl, nicht einzugreifen.
Die Fakten Richtig ist, dass die US Air Force im Rückblick versagt hat. Allerdings rechnete vor den Terroranschlägen niemand damit, dass entführte Zivilmaschinen als Terrorwaffen eingesetzt werden könnten. Als an diesem Dienstag um 8.46 Uhr Alarm für den einzigen voll einsatzbereiten Luftwaffen-Stützpunkt Otis Air Force Base gegeben wurde, erfuhren die beiden Piloten der Abfangjäger nicht, dass sie über New York gebraucht wurden. Sie flogen statt dessen, wie es ihrem Alarmplan entsprach, auf das offene Meer, um dort eventuell angreifende Feindflugzeuge zu bekämpfen.
Konnten Flugzeuge die Türme zum Einsturz bringen?
Die Behauptung Die beiden Türme des World Trade Center sind nicht durch den Einschlag der beiden Flugzeuge zum Einsturz gebracht worden. Bei einem Kerosinbrand wie nach dem Einschlag der vollgetankten Passagiermaschinen in den Hochhäusern können nicht ausreichend hohe Temperaturen entstehen, um Stahl zum Schmelzen zu bringen.
Die Fakten Richtig ist, dass die Feuer in beiden Türmen die Stahlträger nicht zum Schmelzen gebracht haben. Das war aber auch gar nicht nötig, denn Stahl verliert schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen als dem eigentlichen Schmelzpunkt einen großen Teil seiner Festigkeit. Das kann jeder sehen, der einem Schmied bei der Arbeit zusieht: Auch der Stahl, den er verarbeitet, ist nicht geschmolzen, also flüssig, sondern „nur“ stark erhitzt, so dass er den Großteil seiner Festigkeit verloren hat und in Form gehämmert werden kann.
Gab es eine kontrollierte Sprengung?
Die Behauptung Da nicht der Einschlag der beiden Flugzeuge verantwortlich für den Einsturz der Twin Towers war, müssen sie von Spezialisten nach wochenlanger nächtlicher Vorbereitung kontrolliert gesprengt worden sein.
Die Fakten Tatsächlich sind auf Fernsehbildern vom Einsturz beider Hochhäuser kleine helle Wolken zu erkennen, die unmittelbar vor dem Einsturz aus den Stockwerken herausschießen. Sie sehen aus wie Explosionswolken. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um Gipsstaub von den dünnen Innenwänden der Büroetagen, die beim inneren Einbruch der beschädigten Stockwerke pulverisiert wurden. In den Wochen vor dem 11. September war das World Trade Center wie seit seiner Einweihung 1973 trotz einiger ganz normaler Umbauten praktisch rund um die Uhr von Hauspersonal und Angestellten der Mieter bevölkert. Ohnehin ist es unmöglich, die aufwendigen Vorbereitungen für eine kontrollierte Sprengung zu verstecken: Es müssen unzählige Kilometer Kabel verlegt werden, tausende Löcher für das spezielle Dynamit in die tragenden Strukturen auf fast allen Stockwerken gebohrt und die Sprengladungen mit speziellen Matten verdämmt werden.
Wusste ein Journalist von einer Sprengung?
Die Behauptung Das am Nachmittag des 11. September 2001 eingestürzte Gebäude World Trade Center 7 ist auf jeden Fall kontrolliert gesprengt worden. Denn versehentlich plapperte eine BBC-Journalistin seinen Einsturz schon 20 Minuten vor der eigentlichen Zündung aus.
Die Fakten Nach dem Einsturz der beiden Wolkenkratzer World Trade Center 1 und 2 wurde in New York offen darüber spekuliert, ob das brennende und von Trümmern stark beschädigte Haus Nummer 7 ebenfalls bald einstürzen würde. Diese Spekulationen hatte die Journalistin wahrscheinlich im Kopf, als sie sich vor laufender Kamera versprach.
Machte der Eigentümer des World Trade Center ein gutes Geschäft?
Die Behauptung Für den Eigentümer des World Trade Center, Larry Silverstein, war der 11. September 2001 ein gutes Geschäft: Er hatte die Twin Towers erst im vorangegangenen Juli gut gegen einen Terroranschlag versichert und bekam nach dem 11. September 4,5 Milliarden Dollar ausgezahlt.
Die Fakten Tatsächlich bekam Silverstein das Geld überwiesen. Gewinn hat er trotzdem nicht gemacht. Denn er hatte nicht nur 3,25 Milliarden Dollar für den nun in Schutt liegenden Komplex bezahlt, sondern muss auch seit dem 11. September 2001 weiterhin jährlich die Grundpacht von 102 Millionen Dollar bezahlen. Zusammen mit weiteren Kosten für Aufräumungsarbeiten sowie den erheblichen Mietausfällen ist der Kollaps der Hochhäuser für Silverstein ein extremes Verlustgeschäft.
Schlug ein US-Marschflugkörper im Pentagon ein?
Die Behauptung Nicht eine Boeing 757 ist im Pentagon in Washington eingeschlagen, sondern ein US-Marschflugkörper, der bewusst auf das US-Verteidigungsministerium abgefeuert wurde.
Die Fakten Anhand von DNA-Spuren in den Trümmern des eingestürzten Pentagon-Flügels wurden alle Besatzungsmitglieder und 52 der 53 Passagiere an Bord von American Airlines Flug 77 eindeutig identifiziert. Fünf in den Trümmern entdeckte menschliche Überreste können mangels Vergleichsproben nicht identifiziert werden. Es dürfte sich um die fünf Entführer gehandelt haben. Außerdem prallten mit Seriennummern versehene Bauteile der Boeing beim Einschlag ab und verteilten sich auf der Wiese vor dem Pentagon. Davon existieren Fotos, die unmittelbar nach dem 11. September veröffentlicht wurden.
Wurde Flug United 93 von einem US-Kampfjet abgeschossen?
Die Behauptung Die vierte entführte Maschine, Flug United 93 , stürzte nicht wegen eines Kampfes zwischen Passagieren und Entführern im Cockpit ab, sondern wurde von einem Kampfjet der US Air Force abgeschossen.
Die Fakten Zum Zeitpunkt des Absturzes von United 93 befand sich kein US-Abfangjäger in weniger als 150 Kilometern Entfernung vom angeblichen Abschussort. So weit reicht keine Luft-Luft-Rakete. Deshalb ersuchte die Flugsicherung ein zufällig in der Nähe fliegendes privates Flugzeug, nach dem vermissten Jet Ausschau zu halten. Diese Maschine wurde von Augenzeugen als vermeintliches Kampfflugzeug wahrgenommen.
Waren die angeblichen Entführer überhaupt an Bord der Flugzeuge?
Die Behauptung Die angeblichen Entführer sind nie an Bord der vier Flugzeuge gegangen.
Die Fakten Von 18 der 19 anhand von Pässen und Visa, Kreditkarten, Aufnahmen aus Überwachungskameras der Airports und Flugscheinen sowie der Informationen von Passagieren und Flugbegleitern der entführten Maschinen identifizierten Hijacker fand das FBI keine DNA für eine hundertprozentig sichere Identifikation. Für einen der Todespiloten jedoch, den Libanesen Ziad Jarrah, konnte die deutsche Polizei bei dessen Freundin eine Vergleichsprobe sicherstellen. Seine Identität und sein Tod in Flug United Airlines 93 sind damit unbestreitbar belegt.
Planten US-Konservative die Anschläge?
Die Behauptung Der Plan für den 11. September 2001 stammt von der neokonservativen Denkfabrik „Project for the New American Century“. In ihrem Bericht „Rebuilding America’s Defenses: Strategies, Forces And Resources For A New Century“ (etwa: „Erneuerung von Amerikas Verteidigungsfähigkeit. Strategien, Streitkräfte und Ressourcen für das neue Jahrhundert“) skizzieren die Mitglieder, darunter der spätere Vizepräsident Richard „Dick“ Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, dass für einen langfristigen und wirksamen Strategiewechsel der USA eine „Katastrophe“ hilfreich sei – „wie Pearl Harbor“.
Die Fakten Ganz gleich, wie man diesen Bericht politisch beurteilt, so steht doch fest, dass er im September 2000 veröffentlich wurde. Es wäre schon ein sehr wagemutiges Vorgehen für Cheney, Rumsfeld und andere, ein Jahr vor einer gewaltigen Verschwörung ihren Plan öffentlich anzukündigen. Ohnehin ist es unmöglich, dass alle angebliche Mitwisser der angeblichen Verschwörung trotz des Todes von rund 3000 Amerikanern und der seither tobenden öffentlichen Auseinandersetzung um die Politik der Regierung Bush ausnahmslos alle schweigen.
Denn wenn es sich beim 11. September 2001 um eine Verschwörung der Regierung gehandelt hätte, müsste es zehn-, wenn nicht sogar hunderttausende direkt daran beteiligte Personen gegeben haben – vom Luftwaffen-General bis zur Schreibkraft, vom CIA-Topagenten bis zur den Wachleuten im World Trade Center, von den Gerichtsmedizinern bis zu den Bauarbeitern auf „Ground Zero“. Kein einziges derartiges Zeugnis ist bekannt geworden, weder den Anhängern der Verschwörungstheorie noch kritischen US-Journalisten und auch nicht dem vielfach hoch gelobten „Enthüllungsportal“ Wikileaks .
Quelle:
http://www.welt.de/kultur/history/article13809666/Warum-die-USA-9-11-nicht-geplant-haben-koennen.html